Mittwoch, 18. März 2009

- Ist er schon bei Dir aufgetaucht?
- Wer?
- Adam.
- Adam? Wer ist das? Kenne ich ihn?
- Sicher, der damals...
- Tut mir leid, vermutlich eine Verwechslung, Ich kenne keinen Adam.
- Du selbst hast doch...
- Genug, Ich kenne ihn nicht.
- Aber Du wirst ihn schmoren lassen?
- Ja Herr, das ist mein Job.

Dienstag, 17. März 2009

Lieber Adam
vor einiger Zeit habe ich dir geschrieben und versucht, den Kontakt mit dir wiederherzustellen. Das ist mir nicht gelungen, und ich kann nicht leugnen, dass ich darüber sehr traurig und bestürzt bin. Es ist für mich einfacher, eine Trennung zu akzeptieren, wenn sie begründet wird. Gleichzeitig weiß ich aber, dass es Dinge gibt, die sich rational nicht erklären lassen. Wie oft bin ich selbst schon an Grenzen gestoßen im hoffnungslosen Versuch, meine eigenen Gefühle, Zustände oder Reaktionen für einen Außenstehenden verständlich machen zu wollen. Ich wollte von dir eine Antwort erzwingen, das war falsch. Manchmal ist Schweigen aufrichtiger. Je t´aime.
Luci

Montag, 16. März 2009

Mein Herr
irgendwann werden sich die Unterschiede auflösen, es wird Väter geben und Söhne, Mütter und Töchter aber egal wie gut Vater und Mutter waren, die Söhne und Töchter werden leiden und geopfert werden, und im ewigen Kreislauf werden aus den Opfern wieder Täter werden, die andere zu Opfern machen, und Opfer die Täter werden, werden sich mit Tätern, die Opfer wurden zusammenschließen und im Grunde genommen spielt es keine Rolle, denn jeder ist Opfer und jeder ist Täter, selbst wenn er nicht will, es erfüllt sich die Prophezeihung, egal was du tust, egal wie sehr du ihr entgegenarbeitest. Und dein Sohn konnte kein Teufelsjunge werden, auch wenn er Marktstände umwarf, mit dubiosem Gesindel umherzog und als Verbrecher hingerichtet wurde. Ich an seiner Stelle wäre verhaftet worden, in der Psychiatrie gelandet und vergessen worden, das ist Vorsehung oder Mythos. Ich mag deinen Sohn, aber mir fehlt der Glaube, ein unruhiger Geist, der nicht das Vertrauen hat, auf das "Warum" zu verzichten.

Sonntag, 15. März 2009

Sich eingestehen müssen, auch von Adam nur benutzt worden zu sein. Das Besondere an Adam streichen, ihn im Alltagsgrau sehen und feststellen, er ist auch nur ein Mensch. Er ist nicht die Ausnahme von der Regel, die Rosine im Kuchen, er ist ein Mann, und damit hoffnungslos verdorben. Ich werde ihn in der Hölle wiedersehen, als einen unter vielen, genauso nackt, zitternd vor den Feuern und der Hitze, voller Angst, menschlich. Das Perfide daran, dass mich ausgerechnet seine Offenheit fehlgeleitet hat, ich war ihm dankbar, dass er mir nichts vormachte und sah nicht die Doppelzüngigkeit. Wir könnten Geschwister sein, denn mit scheinbarer Offenheit haben wir uns beide etwas vorgemacht. Er versteckte sich hinter einer gescheiterten Beziehung ich hinter Lesbischsein. Schutz vor der Nähe des anderen, unerträgliche Nähe. Schutz vor Verletzung, Zurückgewiesenwerden, Enttäuschung. Aber genau davor konnte ich mich nicht schützen. Wir kamen uns nah, viel zu nahe, wir sind zu weit gegangen, viel zu weit, es gab kein Zurück, nur der Absturz, Abbruch dieser unhaltbaren Beziehung. Ich bin verletzt worden, zurückgewiesen, enttäuscht.

Freitag, 13. März 2009

Mein Herr
Ihrer Generationenfolge von Vätern steht meine Generationenfolge von Müttern gegenüber. Es gibt zahlreiche Gegensatzpaare und Liebe-Hass ist nur ein einziges davon. Sie glauben wohl, Sie hätten die Liebe gepachtet und mir stünde dementsprechend nur der Hass zu, aber ein weiteres Gegensatzpaar wäre Liebe-Freundschaft oder Zerstörung-Hass. Denn zerstören kann man auch aus Liebe und wo Liebe ist, hat Freundschaft den kürzeren gezogen. Genauso wie ich zu Gott die Gegensätze Mensch, Teufel, Maria bilden kann und damit unterschiedliche Aspekte heraushole, genauso kann ich Sie mit Adam, mir selbst oder Eva in Verbindung bringen. Sie werden es nicht verstehen, wenn ich sage, ich bin der Widersacher, genausowenig, dass der Teufel von Gott ausgespuckt wurde. Und dabei sind Sie mir doch fachlich weit überlegen, fast "allwissend". Beleidigen Sie mich nicht und sparen Sie sich Ihre sarkastischen Kommentare, Sie sind schließlich "Profi", nicht wahr?

Donnerstag, 12. März 2009

Vielleicht war Adam nur eine Wiederholung, der Versuch, bei ihm Sicherheit zu finden. Er wollte keine Beziehung, keine Zärtlichkeiten, er suggerierte mir nicht, dass Männer das Non-plus-ultra sind und wollte mich nicht zur Heterosexualität bekehren. Vielleicht war alles nur Spiel, vielleicht erschrak er darüber, wie ernst ich ihn nahm. Er war ein Mann, der alle Männer schlecht machte, sich selbst quasi abwertete und wörtlich vernichtete, während er gleichzeitig das Gegenteil mir gegenüber zu sein schien. Er lachte über die Vorstellung, Männer und Frauen könnten "nur" befreundet sein und hielt sich doch mir gegenüber strikt daran. Ich frage mich, warum kann er nicht mehr mein Freund sein? Warum zwingt er mich, seinen düsteren Worten zu glauben? Warum opfert er unsere Freundschaft einer absurden Theorie, die er selbst vielleicht aus Spaß entworfen hat? Wäre er in seinen Augen kein "Mann", wenn er mit mir befreundet wäre, ohne mich "erobern" zu wollen? Was geht in seinem Gehirn vor, das ist es, was mich interessiert. Es kränkt mich, von ihm zurückgewiesen zu werden, nach dem Motto "das verstehst du ohnehin nicht". Aber wie kommt er darauf? Weil ich eine Frau bin? Zu jung? Eine Lesbe? Zu unerfahren? Es gab diese Bedenken damals nicht, seine Beziehungsgeschichte konnte ich verstehen, die Themen aus seinen Seminaren, seine politischen Auseinandersetzungen auch. Da war er nicht "rücksichtsvoll" und dachte keine Sekunde darüber nach, ob ich sein Mülleimer und Sparringspartner sein wollte oder nicht. Es war ein ungleicher Kampf, aber Unverständnis ist das letzte, was er mir vorwerfen kann.

Dienstag, 10. März 2009

Mein Herr
ich möchte Ihnen etwas erzählen, was schon weit zurückliegt und mir zufällig wieder eingefallen ist: Es war auf einem Fest, die meisten dort kannte ich nicht, einige von meinem Semester waren dort, ein Mädchen, das ich kannte, hatte ihren Cousin mitgebracht. Etwas an ihm zog mich an. Ich könnte nicht sagen was, aber ich fing spontan an, ihn zu fixieren und einen Kontakt zu ihm herzustellen. Schon bald hatten wir uns vom Rest der Gruppe abgesetzt und uns in einen stillen Winkel zurückgezogen. Ich war jung, anfang 20 und mein Verhalten muss mehr als provozierend gewesen sein, auch wenn ich vielleicht nur meine Wirkung ausprobieren wollte. Er war Mitte 20, ein Junge vom Land, etwas derb und zweifellos bereits sexuell erfahren. Er machte auch keine großen Worte als er den Arm um mich legte und anfing mich zu küssen. Es ging alles wie nach einem geheimen Programm, leicht, komplikationslos, ich mochte ihn, aber als ich ihn küssen wollte, konnte ich nicht. Ich zuckte zurück und seine Zärtlichkeit war plötzlich unerträglich, ich rutschte weg. Er sah mich fragend an, wollte näherkommen, spürte jedoch meinen Widerstand und sah mich nur weiter an. "Ich weiß nicht, was mit dir passiert ist, aber ich vermute, du bist mal schlimm missbraucht worden, na komm her". Ich rutschte wieder zu ihm, und er hielt mich fest. "Hör zu, ich bin vielleicht manchmal etwas grob, aber ich schlag dich nicht und küss dich auch nicht, wenn du nicht willst, verstanden?" Es war das erste und einzige Mal, dass ich meinen Widerstand nicht erklären musste und mich nicht schuldig fühlte. Wir legten uns zusammen auf die Couch und hielten uns fest. Neben ihm konnte ich sogar schlafen, ohne Angst, ohne Misstrauen. Wir hatten an diesem Abend nur eine handvoll Sätze miteinander gewechselt, er kannte mich nicht und doch war ich ihm vermutlich näher als manchem späteren "Freund". Seine Vermutung mit dem Missbrauch war falsch, obwohl sie mich bestürzte, doch er respektierte mich und ging nicht weiter, ja, er versuchte nicht einmal mich zu überreden oder zu überzeugen oder mich auszufragen. Mein "Nein" war für ihn verbindlich, es trennte uns nicht, sondern verband uns auf andere Art. Für die anderen war die Sache natürlich klar, als sie uns am nächsten Morgen engumschlungen auf der Couch fanden. Ich habe ihn danach nicht mehr gesehen, aber er war das Ideal, ich wusste, dass es möglich ist, ich hatte es erlebt.

Montag, 9. März 2009

Adam und Eva, zufälligerweise bin ich im gleichen Café, sie haben mich nicht bemerkt, ich sitze etwas abseits im hinteren Teil und habe sie im gegenüberliegenden Spiegel entdeckt. Ich schaue, unbeteiligt und doch kann ich meine Augen nicht abwenden, als sei ich nur das Instrument eines anderen, der mir befiehlt zu schauen. Sie trinken Kaffee, unterhalten sich, manchmal liegt Adams Hand auf Evas Arm, sie reden, blicken sich an, lächeln, sind beteiligt, aufgeregt, hin und wieder zurückweichend verlegen, scheu, um im nächsten Moment schon wieder voranzustürmen, in die Augen des anderen, in seine Worte und Gesten, in die Arme, seinen Körper. Bin ich enttäuscht? Wütend? Traurig? Empfinde ich die Ungerechtigkeit? Will ich mich auflehnen? Kämpfen? Nein, nichts von allem, es ist wie ein Orakel, das am Ende genauso kommt, wie vorhergesagt. Ich habe alles versucht, um es zu verhindern. Doch wie verhindert man Sündenfall, Erkenntnis, Vertreibung, Elend und Tod?

Sonntag, 8. März 2009

Mein Herr
Sie werfen mir also vor, ich habe die beiden in die Flucht geschlagen bzw. sei selbst schuld, dass sie zueinander und nicht zu mir fanden? Frei nach dem Motto: komm mir nicht zu nah oder ich zeig dir meine Krallen. Ja bin ich denn ein Wolf? Ein Raubtier? Sie können viel erzählen, und Sie verstehen überhaupt nichts. Wie bin ich bloß auf die Idee gekommen, Sie würden "verstehen"? Da ging wohl wieder meine Naivität mit mir durch. Einem Wildtier gesteht man seine Scheu zu und bemüht sich, es nicht in die Flucht zu schlagen, vorsichtige Bewegungen, nicht zu schnell, nicht direkt auf es zuspringen, Respekt vor seinem Wesen. Menschen jedoch sind zueinander wie die Barbaren, kalt, zupackend, grausam. "Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt". Aber Ihre Klugscheißerei ist die Krönung, denn Sie maßen sich an zu verstehen und haben überhaupt nichts begriffen. Sie weltfremder Tölpel, bleiben Sie nur in Ihren Wolken und lassen sich vom "Hosianna" willfähiger Engel einlullen. Wenn es jemand gibt, der noch naiver ist als ich, dann Sie!

Donnerstag, 5. März 2009

Die Frage: woher kommt der Gedanke, dass Sex etwas Schlechtes sei? Dieses Gefühl, dass einer etwas will und es sich nimmt, unabhängig davon, was der andere will. An welche Situationen oder Beispiele ich denke? An Exhibitionisten, die mich zum Schauen zwingen, an Männer, die mich an sich drücken, damit ich ihren Steifen in der Hose spüre, die mit mir schlafen wollen und meine Ablehnung nicht akzeptieren, die mich dafür verantwortlich machen, dass sie sich verliebt haben. Die Schuld liegt bei mir, arme hilflose Männer, die in meine Fänge geraten sind und nun zappeln, wenn sie verschwinden sollen, grausam bin ich ihrer Meinung nach. Was habe ich getan? Was werfen sie mir vor? Dass ich da war? Dass ich nicht sofort floh, als sie mit mir sprachen? Dass ich ihnen vertraute? Dass ich sie für vernünftige Wesen hielt? Dass ich von ihnen respektiert werden wollte? Dass ich zu spät bemerkte, wohin ihre Gedanken gingen? Nein, ich bin nicht überrascht oder empört, wenn so etwas passiert, es ist Resignation und Hilflosigkeit, ein schreckliches Versagen, und nicht erst seit ich im Teenageralter vom Kind zur Frau wurde. Meine Schuld ist älter, ich kann mich nicht daran erinnern, schuldlos gewesen zu sein, ich weiß nicht was meine Schuld ist, doch sie klebt an mir seit ich denken kann. Es ist dieses "was passiert hier eigentlich", ein Nichtverstehen angesichts von Sex, verbunden mit dem Verspüren von einer barbarischen Gewalt. Sex und Liebe sind quasi Gegensätze. Ich möchte demjenigen, den ich liebe nahe sein und nicht ihn zerstören und unterwerfen. Manchmal sind Worte mangelhaft.

Mein Herr
Sie hatten vermutlich recht, die Sache auf diese Art und Weise aus der Welt zu schaffen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich mich so in den Stricken und Fallen menschlichen Lebens verfangen würde. Es ist nicht mein Job, den Kontakt derart ausbauen zu wollen, wie könnte ich sie sonst später quälen und martern. Früher oder später werde ich die beiden ohnehin wiedersehn, oder was meinen Sie?

Mittwoch, 4. März 2009

Adam in seinem Hotelzimmer, er ist schon wieder hier, diesmal zu einem Kongress, eine Woche, doch ich vermute ganz andere Gründe. Als ich eintrete macht er sich gerade zum Weggehen bereit, knöpft sein Hemd zu, hat sogar ganz traditionell Manschettenknöpfe, die Krawatte, das Jackett, er strahlt, erzählt vom Kongress, dass er im Theater war, mit wem? Dass er ein tolles Lokal in der Innenstadt entdeckt hat, für wen? Dass er gleich losmuss, zu wem? Ich kann gerne mitkommen, dann erzählt er mir auf dem Weg weiter. Irgendwie kommt mir das erschreckend bekannt vor, ich höre:
- hey, was lachst du?
- na ja, du amüsierst mich mit deinen Haaren
- ja, ich weiß, es ist affig, aber überleg mal, ich bin nicht mal 30 und bekomm schon Geheimratsecken
- hatte ich als Kind auch
- und dünnes Haar
- na und?
- was glaubst du, was das für ein Aufwand ist, täglich waschen, Haarwasser, Spezialpflegekur für feines Haar, fönen, stylen und...
- hör auf, das ist ja fürchterlich
- sag ich doch
- ja hast du das denn nötig?
- ja, Mann!
Ich sehe ihn an, wie er da vor dem Spiegel herumhüpft, genau wie damals nervös an seinen Haaren herumzupft, hin und herspringt, um noch dieses und jenes zu ordnen, zusammenzupacken. Dann gehen wir. Ja, ich gehe mit, um dieses außergewöhnliche Gefühl auskosten zu können. Es ist, als hätte ich plötzlich das Licht ausgeschaltet, das ihn die ganze Zeit angestrahlt hat. Er glänzt nicht mehr, wirkt matt und stumpf, fast schon ein bisschen lächerlich. Aber ich lache nicht, zu traurig ist es, diesen armen eitlen Gockel vor seinem Rendevouz zu sehen. "Ich muss jetzt gehn, schönen Gruß an Eva." "Woher weisst du...?" Sein Erstaunen ist so unerwartet und aufrichtig, dass ich mir ein Lächeln nicht verkneifen kann. Er hält mich auch noch für blöd.

Dienstag, 3. März 2009

Mein Herr
so haben wir nicht gewettet, Adam und Eva kennen sich erst wenige Stunden, Tage, Wochen und schon sind sie ein Paar? Muss ich das verstehen? Und kommen Sie mir jetzt bloß nicht mit "Liebe auf den ersten Blick" und solchen Schmus. Adam kenne ich jetzt seit über 10 Jahren, Eva fast 2 und trotzdem könnte ich nicht sagen "ich kenne sie". Muss man sich so bedingungslos auf den anderen zufallen lassen, um beziehungsfähig zu sein? Wieso ist mir dieses Überbrücken des Abgrundes nicht möglich? Oder war ich in diesem Fall die nötige Brücke, um die Begegnung zu etwas "Einmaligem" zu machen? Haben Sie das etwa alles geplant? War ich wieder einmal nur ein Rädchen in Ihrem Getriebe? Eine Schachfigur in der Strategie, die bedenkenlos geopfert werden kann, wenn das Ziel erreicht ist? Jedem sein Paradies, schon klar, und mir die Hölle auf Erden. Aber das Spiel ist noch nicht zuende, ich fordere Revanche.

Montag, 2. März 2009

Adam, der plötzlich vor meiner Tür steht, er ist beruflich in der Stadt und hat den Nachmittag frei, weil ein Workshop kurzfristig ausgefallen ist. Ich bin ein Lückenfüller, nichts Neues, doch bevor ich darüber nachdenken kann, wie ich das finde, fällt mir ein, dass ich mit Eva verabredet bin. Sie hat mich überrumpelt, und ich habe mich überrumpeln lassen. In seiner unkomplizierten Art meint Adam, er könne ja mitkommen, warum nicht. Auf dem Weg zum Café ist er ganz der frühere, erzählt von diesem und jenem, fragt mich aus, lacht, scherzt, flirtet ein bisschen, nein, kokettiert, und tut so als wäre alles wie immer. Und seine Natürlichkeit lässt mich wirklich zweifeln. Was werfe ich ihm eigentlich vor? Was hätte er anders machen sollen? Ich werfe ihm vor, dass er nicht geschrieben hat, dass er keine Klarheit in unser Verhältnis gebracht hat, dass er mich als Zuhörer ausgenutzt hat, im Grunde, dass ich für ihn nicht die gleiche Bedeutung habe wie er für mich, das Ungleichgewicht. Aber kann ich ihm das vorwerfen? Eva ist begeistert als wir auftauchen, sie ist schon über eine halbe Stunde da und dachte, ich käme überhaupt nicht mehr. Adam beäugt sie zuerst recht skeptisch, doch da sie beide große Redner und sehr schlagfertig und gewitzt sind, ist schon nach kurzer Zeit das Eis endgültig gebrochen und ein hitziges Wortgefecht im Gang. Mir schwindelt, ich kann nur von einem zum anderen schauen und mich wundern. Das ist eindeutig zu schnell für mich. Ich schlage vor, für alle Kaffee und Kuchen zu besorgen, einstimmig angenommen, und verschwinde. Jedenfalls muss ich mir keine Sorgen zur Unterhaltung machen, die beiden kommen zurecht. Als ich zurückkomme höre ich gerade wie Adam sagt: "diese Frau ist der Teufel", mein fragender Blick wird ignoriert, stattdessen blinzelt er Eva verschwörerisch zu, die zustimmend nickt. Wie kommt es, dass sich zwei wildfremde Menschen nach so kurzer Zeit unterhalten, als wären sie seit Jahren befreundet. Es erstaunt mich, nein, ehrlicherweise muss ich zugeben, dass es mich kränkt. Die eigenen Grenzen erkennen und akzeptieren ist schwer, noch rebelliere ich dagegen, aber im Innern weiß ich, dass ich nie diese Nähe zu einem Menschen zulassen werde, egal wie sehr ich mich anstrenge und "übe".

Sonntag, 1. März 2009

Mein Herr
ich bin noch ganz zittrig, während ich das Tablett mit Frühstück zum Tisch am Fenster balanciere, schwappt der Kaffee natürlich über, alles schwimmt, ich merke richtig, wie ich vibriere und nicht stillhalten kann. Was ist passiert? Ist es die Irritation darüber, dass Sie Ihre Taschenlampe auf Dimmer gestellt haben und diesmal nicht für strahlende Helle und Klarheit gesorgt haben? Zwei Magneten, die sich annähern, gutes Bild, das Aufeinanderzustürzen, das Aneinanderfestkleben, sehr schön. Ich bin Ihnen wirklich dankbar, dass Sie das Problem nicht auf ein sexuelles Mann-Frau-Problem reduziert haben. Es geht um mehr. Gleichzeitig jedoch hatte ich das Gefühl, dass es zumindest im Raum hing, fast greifbar, und kann ich denn sicher sein, dass Sie nicht daran gedacht haben? Und wenn, warum haben Sie es nicht ausgesprochen? Während ich meinen Kaffee trinke fällt mir ein weiteres Bild ein: Der Komet, der durch die riesengroße Masse eines Planeten oder einer Sonne von seiner Bahn abgelenkt wird und darauf zustürzt. Ja, es ist dieses Ungleichgewicht, das mich irritiert, meine Bahn ist unberechenbar bzw. von außen abhängig, und dabei will ich doch selbst bestimmen wohin ich fliege.