Montag, 2. März 2009

Adam, der plötzlich vor meiner Tür steht, er ist beruflich in der Stadt und hat den Nachmittag frei, weil ein Workshop kurzfristig ausgefallen ist. Ich bin ein Lückenfüller, nichts Neues, doch bevor ich darüber nachdenken kann, wie ich das finde, fällt mir ein, dass ich mit Eva verabredet bin. Sie hat mich überrumpelt, und ich habe mich überrumpeln lassen. In seiner unkomplizierten Art meint Adam, er könne ja mitkommen, warum nicht. Auf dem Weg zum Café ist er ganz der frühere, erzählt von diesem und jenem, fragt mich aus, lacht, scherzt, flirtet ein bisschen, nein, kokettiert, und tut so als wäre alles wie immer. Und seine Natürlichkeit lässt mich wirklich zweifeln. Was werfe ich ihm eigentlich vor? Was hätte er anders machen sollen? Ich werfe ihm vor, dass er nicht geschrieben hat, dass er keine Klarheit in unser Verhältnis gebracht hat, dass er mich als Zuhörer ausgenutzt hat, im Grunde, dass ich für ihn nicht die gleiche Bedeutung habe wie er für mich, das Ungleichgewicht. Aber kann ich ihm das vorwerfen? Eva ist begeistert als wir auftauchen, sie ist schon über eine halbe Stunde da und dachte, ich käme überhaupt nicht mehr. Adam beäugt sie zuerst recht skeptisch, doch da sie beide große Redner und sehr schlagfertig und gewitzt sind, ist schon nach kurzer Zeit das Eis endgültig gebrochen und ein hitziges Wortgefecht im Gang. Mir schwindelt, ich kann nur von einem zum anderen schauen und mich wundern. Das ist eindeutig zu schnell für mich. Ich schlage vor, für alle Kaffee und Kuchen zu besorgen, einstimmig angenommen, und verschwinde. Jedenfalls muss ich mir keine Sorgen zur Unterhaltung machen, die beiden kommen zurecht. Als ich zurückkomme höre ich gerade wie Adam sagt: "diese Frau ist der Teufel", mein fragender Blick wird ignoriert, stattdessen blinzelt er Eva verschwörerisch zu, die zustimmend nickt. Wie kommt es, dass sich zwei wildfremde Menschen nach so kurzer Zeit unterhalten, als wären sie seit Jahren befreundet. Es erstaunt mich, nein, ehrlicherweise muss ich zugeben, dass es mich kränkt. Die eigenen Grenzen erkennen und akzeptieren ist schwer, noch rebelliere ich dagegen, aber im Innern weiß ich, dass ich nie diese Nähe zu einem Menschen zulassen werde, egal wie sehr ich mich anstrenge und "übe".

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