Sonntag, 15. Februar 2009

Adam, der meinen Brief liest, seine Hand, die ihn hält, seine Augen auf die Schrift gerichtet, Brauen leicht hochgezogen, Stirn gerunzelt, Zoom auf sein Gesicht, Detailausschnitt sein Mund mit den immer leicht nach oben gehenden Mundwinkeln, so dass man meint, er lächelt, Zoom auf die Hand, die tadellos gepflegten Finger und Nägel, sauber, kurz geschnitten, glänzend, Zoom bis nichts mehr zu erkennen ist, nur verschiedene größere und kleinere Farbflecken, dann nur noch eine Farbe in verschiedenen Schattierungen. Jetzt zurück, langsam, irgendwann wird ein Finger kenntlich, die Hand, Hand und Brief, Arm, Schulter, Bauch, Oberkörper, Gesicht, Beine, Füße, der ganze Adam, auf einem Stuhl sitzend, am Küchentisch, die Küche, raus aus dem Fenster, nur noch ein Kopf und ein leicht gebeugter Oberkörper, dafür die Hauswand, weitere Fenster, Türen, Treppe, Geländer, Vorgarten, Gehweg, Straße, die gesamte Häuserzeile, Adams Kopf nur noch ein Punkt, der Brief schon lange nicht mehr zu erkennen. Das Spiel ließe sich fortsetzen, doch wozu, bereits auf 10 Meter Abstand, auf 20 Meter vielleicht, ist Adam völlig eingegangen, der Brief unkenntlich, und ich bin einige Hundert Kilometer geflohen, völlig unnötig und gleichzeitig sinnlos, denn in mir ist er nicht kleiner geworden, auch begraben in den dunkelsten und abgelegendsten Kammern meiner Seele hat er seine Größe behalten, und er wird nicht kleiner werden, wenn es nicht gelingt, ihn rauszuwerfen und sich dann 10, 20 Meter davon zu entfernen.

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