Freitag, 13. Februar 2009

Plötzlich ist alles ganz einfach. Ich rufe sie an, sage "Eva, wie siehts aus, wollen wir uns treffen?" Wir machen was aus, treffen uns, reden, ich übersehe, dass wieder irgendwelche Freundinnen von ihr in der Nähe sind, lasse mich fallen, wie selbstverständlich nehme ich ihre Hand, bin zärtlich, Umarmung und Kuss folgen als würden wir nach Drehbuch arbeiten, Regieanweisung "sie küssen sich". Dabei ist mir allein der Gedanke an einen Kuss widerwärtig, etwas in mir hat sich ausgeklinkt, ist festgefahren und unfähig zu wiederholen, was noch vor einigen Monaten die vollkommene Bestätigung für mein Lesbischsein war. Die süßen Trauben sind vergoren, aus Saft ist Wein geworden, saurer Wein, schal im Mund. Ich versuche in ihren Augen zu lesen, ob es ihr vielleicht ähnlich geht, doch da ist diese erschreckende Vertrauensseligkeit. Und wieder bin ich der schlechte Mensch, dem ich entkommen wollte, zerstöre und weise zurück was ich mir gewünscht habe. Für einen Moment sieht sie mich an, ihr Blick fragt und kennt doch bereits die Antwort, ist enttäuscht und düster. Ich kann nichts sagen, jede Erklärung, jeder Versuch über die Wahrheit hinwegzutäuschen wäre ihr gegenüber unfair. Soviel Respekt habe ich vor ihr, dass ich ihr nichts vormache. Ich gehe, sie bleibt zurück, und da ist dieser Zweifel: bin ich wirklich so ein schlechter Mensch? Ist das mein Schicksal? Was bleibt ist der Weingeschmack, bitter im Abgang.

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