Donnerstag, 11. Juni 2009

Quellenangabe:

Inga Wocker, Fahr zur Hölle Adam

auch als PDF unter
www.inga-wocker.de/v_inhalt.html

Mittwoch, 18. März 2009

- Ist er schon bei Dir aufgetaucht?
- Wer?
- Adam.
- Adam? Wer ist das? Kenne ich ihn?
- Sicher, der damals...
- Tut mir leid, vermutlich eine Verwechslung, Ich kenne keinen Adam.
- Du selbst hast doch...
- Genug, Ich kenne ihn nicht.
- Aber Du wirst ihn schmoren lassen?
- Ja Herr, das ist mein Job.

Dienstag, 17. März 2009

Lieber Adam
vor einiger Zeit habe ich dir geschrieben und versucht, den Kontakt mit dir wiederherzustellen. Das ist mir nicht gelungen, und ich kann nicht leugnen, dass ich darüber sehr traurig und bestürzt bin. Es ist für mich einfacher, eine Trennung zu akzeptieren, wenn sie begründet wird. Gleichzeitig weiß ich aber, dass es Dinge gibt, die sich rational nicht erklären lassen. Wie oft bin ich selbst schon an Grenzen gestoßen im hoffnungslosen Versuch, meine eigenen Gefühle, Zustände oder Reaktionen für einen Außenstehenden verständlich machen zu wollen. Ich wollte von dir eine Antwort erzwingen, das war falsch. Manchmal ist Schweigen aufrichtiger. Je t´aime.
Luci

Montag, 16. März 2009

Mein Herr
irgendwann werden sich die Unterschiede auflösen, es wird Väter geben und Söhne, Mütter und Töchter aber egal wie gut Vater und Mutter waren, die Söhne und Töchter werden leiden und geopfert werden, und im ewigen Kreislauf werden aus den Opfern wieder Täter werden, die andere zu Opfern machen, und Opfer die Täter werden, werden sich mit Tätern, die Opfer wurden zusammenschließen und im Grunde genommen spielt es keine Rolle, denn jeder ist Opfer und jeder ist Täter, selbst wenn er nicht will, es erfüllt sich die Prophezeihung, egal was du tust, egal wie sehr du ihr entgegenarbeitest. Und dein Sohn konnte kein Teufelsjunge werden, auch wenn er Marktstände umwarf, mit dubiosem Gesindel umherzog und als Verbrecher hingerichtet wurde. Ich an seiner Stelle wäre verhaftet worden, in der Psychiatrie gelandet und vergessen worden, das ist Vorsehung oder Mythos. Ich mag deinen Sohn, aber mir fehlt der Glaube, ein unruhiger Geist, der nicht das Vertrauen hat, auf das "Warum" zu verzichten.

Sonntag, 15. März 2009

Sich eingestehen müssen, auch von Adam nur benutzt worden zu sein. Das Besondere an Adam streichen, ihn im Alltagsgrau sehen und feststellen, er ist auch nur ein Mensch. Er ist nicht die Ausnahme von der Regel, die Rosine im Kuchen, er ist ein Mann, und damit hoffnungslos verdorben. Ich werde ihn in der Hölle wiedersehen, als einen unter vielen, genauso nackt, zitternd vor den Feuern und der Hitze, voller Angst, menschlich. Das Perfide daran, dass mich ausgerechnet seine Offenheit fehlgeleitet hat, ich war ihm dankbar, dass er mir nichts vormachte und sah nicht die Doppelzüngigkeit. Wir könnten Geschwister sein, denn mit scheinbarer Offenheit haben wir uns beide etwas vorgemacht. Er versteckte sich hinter einer gescheiterten Beziehung ich hinter Lesbischsein. Schutz vor der Nähe des anderen, unerträgliche Nähe. Schutz vor Verletzung, Zurückgewiesenwerden, Enttäuschung. Aber genau davor konnte ich mich nicht schützen. Wir kamen uns nah, viel zu nahe, wir sind zu weit gegangen, viel zu weit, es gab kein Zurück, nur der Absturz, Abbruch dieser unhaltbaren Beziehung. Ich bin verletzt worden, zurückgewiesen, enttäuscht.

Freitag, 13. März 2009

Mein Herr
Ihrer Generationenfolge von Vätern steht meine Generationenfolge von Müttern gegenüber. Es gibt zahlreiche Gegensatzpaare und Liebe-Hass ist nur ein einziges davon. Sie glauben wohl, Sie hätten die Liebe gepachtet und mir stünde dementsprechend nur der Hass zu, aber ein weiteres Gegensatzpaar wäre Liebe-Freundschaft oder Zerstörung-Hass. Denn zerstören kann man auch aus Liebe und wo Liebe ist, hat Freundschaft den kürzeren gezogen. Genauso wie ich zu Gott die Gegensätze Mensch, Teufel, Maria bilden kann und damit unterschiedliche Aspekte heraushole, genauso kann ich Sie mit Adam, mir selbst oder Eva in Verbindung bringen. Sie werden es nicht verstehen, wenn ich sage, ich bin der Widersacher, genausowenig, dass der Teufel von Gott ausgespuckt wurde. Und dabei sind Sie mir doch fachlich weit überlegen, fast "allwissend". Beleidigen Sie mich nicht und sparen Sie sich Ihre sarkastischen Kommentare, Sie sind schließlich "Profi", nicht wahr?

Donnerstag, 12. März 2009

Vielleicht war Adam nur eine Wiederholung, der Versuch, bei ihm Sicherheit zu finden. Er wollte keine Beziehung, keine Zärtlichkeiten, er suggerierte mir nicht, dass Männer das Non-plus-ultra sind und wollte mich nicht zur Heterosexualität bekehren. Vielleicht war alles nur Spiel, vielleicht erschrak er darüber, wie ernst ich ihn nahm. Er war ein Mann, der alle Männer schlecht machte, sich selbst quasi abwertete und wörtlich vernichtete, während er gleichzeitig das Gegenteil mir gegenüber zu sein schien. Er lachte über die Vorstellung, Männer und Frauen könnten "nur" befreundet sein und hielt sich doch mir gegenüber strikt daran. Ich frage mich, warum kann er nicht mehr mein Freund sein? Warum zwingt er mich, seinen düsteren Worten zu glauben? Warum opfert er unsere Freundschaft einer absurden Theorie, die er selbst vielleicht aus Spaß entworfen hat? Wäre er in seinen Augen kein "Mann", wenn er mit mir befreundet wäre, ohne mich "erobern" zu wollen? Was geht in seinem Gehirn vor, das ist es, was mich interessiert. Es kränkt mich, von ihm zurückgewiesen zu werden, nach dem Motto "das verstehst du ohnehin nicht". Aber wie kommt er darauf? Weil ich eine Frau bin? Zu jung? Eine Lesbe? Zu unerfahren? Es gab diese Bedenken damals nicht, seine Beziehungsgeschichte konnte ich verstehen, die Themen aus seinen Seminaren, seine politischen Auseinandersetzungen auch. Da war er nicht "rücksichtsvoll" und dachte keine Sekunde darüber nach, ob ich sein Mülleimer und Sparringspartner sein wollte oder nicht. Es war ein ungleicher Kampf, aber Unverständnis ist das letzte, was er mir vorwerfen kann.