Sonntag, 6. Januar 2008

Provokativ sitzt er im Unicafé draußen in der Sonne und liest die "Junge Freiheit", Käseblatt der rechten Szene, natürlich liest er auch die "TAZ", linke Szene und "FAZ, "Die Zeit" etc., als Politikstudent muss er sich umfassend informieren, aber dass es einen Aufschrei der Entrüstung geben wird, wenn er so öffentlich die "Junge Freiheit" liest, das weiß er, und er genießt es.

Was soll ich von seinen ausführlichen Erzählungen zu seiner Freundin halten, verarbeitet er damit die Trennung oder macht es ihn nur unglücklich, ist es Selbstquälerei oder Befreiung, Verrat oder Vertrauen. Manchmal möchte ich ihm den Mund zuhalten, es steht mir nicht zu, seine Schwärmereien zu hören, intime Details etc. Ich fürchte, er wird es bereuen, mir soviel erzählt zu haben. Seine Nacktheit beschämt mich, seine Offenheit mit der er sich ausliefert. Doch was soll ich tun? Ein Psychologe würde dabei Geld verdienen, ich verliere seine Freundschaft, vermutlich. Schon damals die Sorge, wie ich ihm nach so einem Geständnisabend im Halbdunkel auf der Couch am nächsten Tag gegenübertreten soll. Doch man traf sich ja an der Uni, öffentlicher Raum, Schutz und Sicherheit für uns beide.

Träge, faule Stunden in der Sonne auf der Bibliotheksterrasse. Auf dem Tisch scheinheilig ein paar Bücher verteilt, das Schreibzeug griffbereit, unbenutzt. Kaum sitzt man kommt ohnehin jemand den man kennt, sehr selten nur, dass man tatsächlich zum Arbeiten kommt. Adam und ich treffen uns oft hier, rein zufällig, zumindest nicht direkt verabredet. Die zweite Anlaufstelle, wenn der andere gerade nicht da ist, das Unicafé, im Sommersemester auf dem Platz davor, im Winter drinnen im 1. Stock. Adam sieht mich immer schon von weitem und winkt, egal ob allein oder mit Freunden, ich gehöre dazu.

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