Mittwoch, 2. Januar 2008

Ich ging damals regelmäßig ins Unikino, die Studenten, die das organisierten, kannten mich schon. Oft war ich etwas früh dran und setzte mich noch in die Sitzecke. Von dort konnte ich sowohl die Gruppe als auch die ankommenden Besucher gut beobachten. Und dann kam Adam, ich kannte ihn noch nicht, hatte ihn nur hin und wieder übers Unigelände flitzen sehen und mich über seine Eile gewundert, die Gangart des Otto-Normal-Studenten ist gemächlicher. Er kannte die Kinoleute und schoss sofort auf den "Chef" zu, offensichtlich ein alter Freund und fing wild zu erzählen an. Von meinem Platz aus konnte ich zwar nichts verstehen, doch allein sein Eifer und die Gestik dazu war sehenswert. Und dann stieß er an die Pinnwand hinter ihm, die mit lautem Krach abstürzte, wie er das hinbekommen hat, weiss ich nicht. Schlagartig verstummten alle Gespräche der wartenden Besucher, Köpfe drehten sich in seine Richtung, und er stand da, völlig aus seinem Redefluss gerissen, peinlich berührt und hilflos. Und da schaut er so zu mir rüber und hat dieses Lächeln in den Mundwinkeln und ich lächle auch, weil er mich rührt und über die vielen Menschen hinweg die stumme Bitte: du hast nichts gesehen.

Und was war das für eine Geschichte mit der Bankangestellten? Er hatte sich unsterblich in sie veliebt, war täglich zum Geld abheben gekommen, nur um sie zu sehen. Zum Kaffee hatte er sie auch eingeladen. Wie die Geschichte allerdings weiterging weiss ich gar nicht. Hat er sich später nochmal dazu geäußert? Ich hatte ihn zufällig zu dem Zeitpunkt seiner Anfangsverliebtheit besucht. Es war ein langweiliger Abend gewesen, nur um diese Bankangestellte kreisten seine Gedanken, und natürlich musste ich mir stundenlang anhören wie toll und schön und intelligent und geil, etc. diese Frau sei. Männer!

Er saß auf den Treppenstufen vor dem Wohnheim, sein Motorrad aufgebockt neben ihm und wartete geduldig. Ich kam spät heim, wie oft zu dieser Zeit, sah ihn schon von weitem. Sein Aufschauen als ich näherkomme, er hatte mir noch eine Frist von 20 Minuten gegeben, dann wäre er wieder gefahren, doch zum Glück bin ich rechtzeitig da. Ich frage mich, wie oft war ich wohl zu spät? Wie oft ist er unverrichteter Dinge wieder heimgefahren? Warum habe ich nie danach gefragt? Und warum haben wir uns fast nie verabredet? Selbst bei seinen Anrufen fragte er nie nach einem Treffen oder ob wir etwas zusammen machen wollten. Zufall, wenn wir uns trafen. Aber trifft man sich wirklich rein zufällig so oft?

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