Donnerstag, 25. September 2008

Mein Herr
Sie sagen, es gehe darum, seinen persönlichen Platz zu finden, und meine Katastrophe bestehe darin, endlich erwachsen zu werden. Das ist doch völlig absurd und das wissen Sie auch. Ich lebe seit Jahren schon für mich allein, regele meine Angelegenheiten beruflich und privat und gehe ab und zu noch zu meinen Eltern bzw. besuche meine Schwester und ihren Freund. Und jetzt wollen Sie mir weismachen, ich sei familienintern immer noch nicht aus der Kindrolle herausgekommen? Klar, in gewisser Weise bleibt man für die Eltern doch immer das Kind. Mein Protest richtet sich dagegen, dass mir Plätze innerhalb des Gefüges angeboten werden, die nicht die meinen sind und die ich folglich zurückweisen müsste, das aber nicht kann, weil ich die Anbieter enttäuschen und vor den Kopf stoßen würde. Ein Beispiel nur: Wenn meine Eltern Weihnachten mit mir zusammen feiern wollen, impliziert das bereits: wenn meine Schwester schon nicht mitfeiern kann... Ich kann meine Schwester nicht ersetzen, sie fehlt in der gewohnten Familienkonstellation. Sie bezeichnen das als "Katastrophe", das ist übertrieben und unangemessen, denn es ist normal, dass sie und ihr Freund zusammen feiern. Womit ich zum 2. Platz komme, den mir die beiden für Weihnachten angeboten haben, und den ich genauso unpassend finde. Bin ich bei meinen Eltern zuwenig, wäre ich hier eindeutig zuviel. Sie mögen diese Überlegungen kindisch finden, unnötige Gedanken und Skrupel, aber mich zerreißt es, mein Platz ist überall und nirgends.

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