Freitag, 19. September 2008

Ich möchte in einer Beziehung nicht nur passiv sein, nicht nur den Wünschen und Vorstellungen des anderen entsprechen. Nicht nur hin und hergeschoben, wie es gerade passt. Ich will nicht, dass der andere davonläuft, wenn ich auch etwas beitragen möchte, wenn ich Vorschläge für ein Treffen mache, wenn ich kleine Geschenke mache, wenn ich anders bin. Ich will nicht irgendeinem Bild von mir entsprechen müssen, will nicht das Gefühl haben, in den ersten Treffen bereits festgelegt worden zu sein, jede Andersartigkeit erschreckt und stellt wieder alles in Frage. Ich will meinen Teil zur Beziehung beitragen dürfen ohne Teile von mir ständig unter Verschluss halten zu müssen.

In meiner Familie ist man sich einig, es ist nichts passiert, wenns kracht fragt man sich hinterher ganz erstaunt "was war eigentlich los?" Dann schiebt man es auf beruflichen Stress in der letzten Zeit, daraus resultierend Anspannung und Ungeduld, so dass nur eine Kleinigkeit genügt, um die Nerven blankzulegen und für Kurzschluss zu sorgen. Nachher bereut man, was man im Affekt gesagt hat, gegenseitiges Versichern, dass man sich doch gern hat und alles für den anderen tun würde. Das Gleichgewicht ist wieder hergestellt, alle atmen auf, was war eigentlich los?

"Es steht mir nicht zu", plötzlich dieser Satz mit der Stärke eines Lebensmottos. Eine Kindheitserinnerung, Mutter und Tochter, die zusammen in einem Krimskramsladen einkaufen: gerade aktuell unter Kindern kleine Blöckchen mit Bärchen und Herzchen, winzige Stifte dran, mit denen man so gut wie gar nicht schreiben konnte, Schlüsselanhänger mit noch kleineren Adressheftchen in Tierform u.ä. Daheim will ich meine neuen Wohlhabenheiten mitnehmen. Was für eine Anmaßung, habgierig und egoistisch bin ich, meine Mutter ist entsetzt, da tun sich ja Abgründe auf, wie konnte ich annehmen, dass alles für mich sei und für sofort? Nein, eingeteilt wird, mal eine Kleinigkeit zu Weihnachten, zum Geburtstag, wenn was Besonderes war, als Belohnung, außerdem kann man sowas auch gut verschenken, wenn man zum Geburtstag eingeladen wird. Was bin ich doch für ein schlechter Mensch, rabenschwarz meine Seele, beschämt. Ich versuche diesen Makel auszugleichen, verschenke lieber, Freude habe ich an den Dingen sowieso nicht mehr, erinnern sie doch zu sehr an den Moment der Enttäuschung, als sich vor meiner Mutter der moralische Abgrund von mir auftat. Immer wieder mache ich die Probe, teste mich selbst, weil ich mir nicht mehr trauen kann. Hänge ich an diesem Buch? Nein, ich kann es verschenken, das kleine Holzfigürchen, die steinerne Katze? Ich möchte nicht habgierig oder egoistisch sein, lieber verschenke ich, mit der Zeit wird jeglicher Besitz eine Belastung, Last, die ich loswerden will, damit sie mich nicht überführen kann. Nein, das steht mir nicht zu, ich weise zurück, verschenke, spende. Und weiß gleichzeitig, dass es nur ein armseliger Versuch ist, den Egoismus und die Gier zu verschleiern, Ersatz für echten Altruismus, mit dem sich ein Gott, der ins Herz schaut nicht abspeisen lässt, ungenügend!

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