Sonntag, 9. März 2008

Sehr geehrter Herr,
Sie fragten mich vor kurzem, ob ich mich selbst hin und wieder hektisch und Kontrolle ausübend erlebe und ich sagte schnell und bestimmt nein. Vielleicht ein wenig zu schnell, hektisch würde ich auch jetzt noch verneinen, aber mit der Kontrolle haben Sie vielleicht nicht ganz unrecht. Wichtig ist mir meine Unabhängigkeit, und um sie zu bewahren ist es zwangsläufig notwendig zumindest sich selbst zu kontrollieren. Es geht darum, seine Gefühle im Zaum zu halten und anderen gegenüber das Gesicht zu wahren. In der Schule galt ich als jemand, dem man seine Gefühle nicht ansieht, der sich beherrscht. Ich hielt das bisher für ein Kompliment, doch vielleicht irre ich mich, vielleicht ist es nur eine Art von Feigheit und Arroganz. Man ist anders und steht abseits mit dieser Selbstkontrolle, man ist undurchschaubar und nicht recht einzuordnen. Es ist unmenschlich so zu sein, und das hat man mich spüren lassen, bereits als Kind. Und das Schlimme daran war, dass ich nichts dagegen tun konnte, als mich noch mehr zu verschließen und noch weniger von mir zu zeigen, das bisschen, was an Ich noch da ist, muss unter allen Umständen geschützt werden. Inzwischen denke ich jedoch anders. Dieses bisschen Ich ist es nicht wert, dermaßen geschützt zu werden, lassen wir es endlich zerstören und sterben, das scheint mir die einzige Möglichkeit zu sein.

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