Donnerstag, 20. März 2008

Eva und ihre Freundin im Café, sie grüßen nicht einmal, setzen sich an einen anderen Tisch, Eva mit dem Rücken zu mir. Ich komme mir vor, als hätte sie einen Wettbewerb gewonnen, bei dem ich nicht einmal die Spielregeln kenne. Plötzlich ist es eine Niederlage, im Café allein zu sitzen, dabei habe ich das jahrelang gemacht und mich nie ausgeschlossen oder bemitleidenswert gefühlt, ich wollte es nicht anders. Was ist jetzt so anders? Warum komme ich mir so klein und unterlegen vor? Ich wollte keine Beziehung mit Eva, aber das jetzt nicht mal mehr Freundschaft oder zumindest ein normaler Umgang möglich ist, kränkt mich. Als wäre ich eine Unperson oder ein Verbrecher. Ich gehe als sie sich gerade küssen, so fällt nicht auf, dass auch ich nicht grüße. Was ist das, was so unausgesprochen in der Luft hängt und mich fast erstickt?

Flucht in andere Cafés, um nicht bekannte Gesichter zu sehen. Endlich wieder eintauchen in heilsame Anonymität, ungestört beobachten und frei von Schuldgefühlen, weil man allein am Tisch sitzt. Ich atme auf.

Künstler haben ein Gespür für Klarheit, sie haben diese seltene Übereinstimmung zwischen sich und der Welt erlebt und demzufolge leiden sie an den Schlieren des normalen Alltags. Ich bin ein Künstler und ich möchte meine Vision von einem erfüllten und sinnvollen Leben nicht aufgeben, nur weil alle anderen um mich herum mir einreden wollen, dass diese Verschmutzung "normal" sei.

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