Montag, 14. Januar 2008

Seine Schwester erkrankt an Schizophrenie, sie ist jünger, dreht in der Schule plötzlich durch, redet merkwürdig, muss in die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Adam fällt aus allen Wolken, ist erschreckt, kann es nicht verstehen, einordnen und erzählt mir natürlich in seiner Ratlosigkeit alles. Warum ausgerechnet mir? Weiß er wie nahe am Kippen ich selbst bin? Ahnt er seine eigene Gefährdung? Ist seine immer hektischer werdende Betriebsamkeit nur ein Ausdruck davon?

Und immer wieder die Frage: Wer bist du? Leider scheint sich seine Theorie mehr und mehr zu verfestigen. Ich lerne zu dieser Zeit zahlreiche Männer kennen, kann mich prima mit ihnen unterhalten und bin entgeistert, wenn ich schließlich doch bemerke, dass sie nur mit mir ins Bett wollen, völlig unverständlich. Adam lacht natürlich, wenn ich ihm von einer weiteren Episode in meiner Fassungslosigkeit berichte. "Du bist eine attraktive Frau, da kann man nix machen." Ich wehre ab, glaube ihm kein Wort. Er wird unerwartet ernst, einen Moment lang fürchte ich mich vor ihm, "doch, du bist eine attraktive Frau", ich bin beschämt, als wäre es ein Makel, meine eigene Schuld, wenn sich Männer für mich interessieren. Doch Adam lacht, findet mich süß und freut sich über meine grenzenlose Naivität.

Adam, der jahrelang für mich keine Rolle spielt, völlig vergessen, sein Bild verblasst, kein Gedanke an ihn, keine Sorge wie es ihm wohl geht, was er macht. Dann taucht er plötzlich wieder auf, wie ein böser Geist, ein Mahner aus der Vergangenheit: Es gibt keine Zukunft, wenn du vor der Vergangenheit fliehst. Vor mir kannst du vielleicht fliehen, aber nicht vor dem, was mit mir verbunden ist und weit zurückreicht in deine Kindheit. Sieh dich um.

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