Sonntag, 13. Juli 2008

"In Wirklichkeit bist du doch ein braves Mädchen. In Wirklichkeit willst du mich ja nicht kränken oder ärgern, du hast in Wirklichkeit keinen Grund wütend zu sein." Mein Ich muss in die Unwirklichkeit abtauchen, hat in Wirklichkeit keine Daseinsberechtigung, wird zu etwas Ungreifbarem, Schwebendem. Immer in Gefahr, den Zugang endgültig zu verlieren und nur braves Mädchen zu sein. "Du bist doch vernünftig und weisst, dass ein braves Mädchen sowas nicht macht. Du weisst doch, dass man davon nicht leben kann, die Realität ist nunmal so, da muss man sich eben anpassen." Und die riesengroßen Kräfte meines Ichs? Diese strotzende Energie, die sich unbekümmert austoben will, die Leben ist und mich am Leben erhält? Die sich der Verzweiflung und Resignation entgegenwirft und sei es nur mit einem wütenden Nein, Wahnsinn oder Flucht? Absturz in die Unwirklichkeit, um diesen Tropfen Ich nicht für immer zu verlieren. Wider alle Vernunft an ihm festhalten und zu retten versuchen. Fast unmöglich. Fast!

Das freudige Erschrecken über eine Nachricht von Eva in einer Situation, wo ich wieder einmal aufbegehre und zuviel Trotz sich angesammelt hat. Was bedeutet mir ein Treffen mit ihr? Was bedeutet sie selbst mir noch? Welche Rolle spielt es, dass sie mal wieder single ist? Im Grunde ist es Neugier, ich will wissen, wie die Geschichte mit ihrer Freundin weitergegangen ist, nachdem die beiden mich für dumm verkaufen wollten und von Streit, Trennung o.ä. nichts wissen wollten. Oder ist es nur ein Trick zu behaupten es sei aus, jetzt plötzlich endgültig? Was soll ich glauben bzw. inwiefern spielt es eine Rolle? Da ich selbst keinerlei Gefühle investiert habe bzw. auch in Zukunft nicht investieren werde und lediglich auf Beobachterposition bin, kann es mir egal sein. Komme mir manchmal wie ein Förster auf seinem Hochsitz vor, der sich freut, eine Wildschweinfamilie, einen brünstigen Hirsch oder ein rammelndes Hasenpärchen zu sehen. Alles ist gleichermaßen spannend und lässt einen doch mehr oder weniger unbeteiligt zurück. Angst sich einzulassen? Angst davor vom Strudel des Lebens einfach mitgerissen zu werden und keine Kontrolle mehr zu haben? Was ist schlimmer? Die Kontrolle zu verlieren oder am Leben vorbeizugehn? Eine Frage, die meine Existenz bedroht und meine Daseinsberechtigung radikal in Frage stellt. Sie ist längst beantwortet.

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