Dienstag, 12. Februar 2008

Sehr geehrter Adam (durchgestrichen) Herr
wissen Sie eigentlich was es heißt, sich immer wieder aus dem Nichts herauszuarbeiten? Begraben wie in einer gigantischen Sandkuhle, von der es permanent von oben herunterrieselt? Ich habe mich beworben. Die letzten Tage waren angefüllt damit, die Bewerbungsunterlagen zu sortieren, auszuwählen, zusammenzutragen, etc. Es ist jedesmal wie das Zusammenkehren von Scherben, du merkst wie unvollständig und zerbrochen du bist. Und dann gibst du diesen zusammengekehrten Dreck auf der Kehrrichtschaufel ab und deine Hand ist plötzlich weg, du löst dich genau an der Stelle beginnend ab und bist weg. Jetzt zur Arbeit gehen, sich vor den Computer setzen wäre tödlich, du bist nicht da, weißt aber gleichzeitig genau, was du tun müsstest, wenn du da wärst und kannst nur verzweifeln darüber, dass du nicht arbeiten kannst. Auf dein nicht vorhandenes Ich wird die Last des Versagens geladen, unmöglich je darunter hervorkriechen zu können. Also bleibt nur der Versuch, dich langsam wieder herauszuarbeiten aus diesem alles verschlingenden Nichtssand. Du gehst durch die Stadt, Versuch zumindest deinen Körper zurückzugewinnen, du isst, um dich innen zu spüren, oft hilft das wenigstens teilweise, man kann sich sagen "es geht, es isst, es trinkt, es liest", etc. Unmöglich dieses Es genauer zu bestimmen, doch es muss da sein, sonst könnte es dies alles nicht tun. Es erschöpft und verausgabt sich körperlich, es schläft oder döst zumindest, in der Sonne, es spürt die Wärme, es hört das Wasserplätschern des Springbrunnens. Es nicht als das freudsche Triebhafte sondern eine Art Maschine, die die Grundfunktionen bei Notstrom aufrechterhält. Ich bin nicht da, schlafe vielleicht irgendwo, begraben unter Nichts, unfähig herausgearbeitet zu werden. Sag nicht, ich hätte es nicht versucht, hätte nicht gegraben, um endlich an die Oberfläche zu gelangen. Ich habe weggeschlagen, was nicht zu mir gehört, habe mich wie eine Skulptur aus dem Stein herausgemeißelt, nur um dann wieder den Mund zugeschüttet zu bekommen von nachrieselndem Nichts. Die Kuhle ist mein Schicksal, ich sehe hoch über mir einen Streifen von Licht und Himmel und bin doch nicht sicher, ob ich es je bis dorthin schaffen werde. Ich schließe, eine vage Ahnung davon, was Ich sein könnte habe ich, in Träumen, im kreativen Akt, im Gefühl der vorsichtigen Zuneigung. Man versucht sich zurechtzufinden, wobei Man für dieses vage Ich steht, das sich am leichtesten zuschütten lässt. Leb wohl, du jedenfalls wirst vermutlich nie zugeben, was mit deinem Ich geschehen ist, zu sicher fühlst du dich in deiner Arbeitswelt, ein lächerlicher Ersatz für wirkliches Leben.

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