Freitag, 8. Februar 2008

Adam der mich ansieht, prüfend. Da ist nichts von "schwarzer Wolke", kein Schimmer von Wut, Ärger, Enttäuschung oder auch Angst. Um die Freundschaft zu retten opfere ich ihr meine Aufrichtigkeit, flüchte an die Oberfläche, wo alles in Ordnung ist. Die dunkle Wolke tief hinabgedrückt, denn was ließe sich über sie sagen? Ich habe keine Worte der Anklage, der Versuch sie zu erklären würde sie sofort auflösen, unverständlich mein Gestammel. Also einfacher, sich auf einen klaren Himmel zu einigen. Doch was soll Adam mit einer Larve, einer leblosen Hülle? Sein Blick prüft, erkennt, er wendet sich ab, und ich weiß, es ist nur folgerichtig, verständlich, nachvollziehbar, erklärlich, wegerklärt die Wolke, ich selbst habe keinen Zugang mehr, finde sie nicht und weiß doch, sie ist da, wird sich entladen, irgendwann, irgendwo. Der Versuch zu retten zum Scheitern verurteilt, und ich weiss es und kann nichts daran ändern.

In den letzten 5 Minuten bevor ich weg muss, weil mein Zug fährt, lasse ich mich doch hinreißen und erzähle von dem Vorfall am Wochenende: Eine Frau im Würgegriff eines Mannes, laute Beschimpfungen, angstvolles Schreien, Menschen rundum in Zeitlupe gefangen, unfähig etwas zu tun. Ich komme gerade vorbei, meine Beine laufen zielgerichtet auf das Paar zu, meine Arme hängen sich an seine Jacke, mein Mund sagt "lass sie los", 2, 3 Mal bis er sie tatsächlich loslässt und fluchend zu einer Gruppe anderer Männer hinübergeht. Die Frau, die sich den Hals hält, jammert, in die andere Richtung abzieht. Ich dazwischen, bewegungslos, wie mechanisch meinen ursprünglichen Weg fortsetzend. Keine 100 Meter weiter kommt mir ein Polizeiauto mit Sirene entgegen, kurz darauf ein weiteres. Der Streit war also nicht vorbei, ich bin zu früh gegangen, alles vergebens, wieder das Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit. Ich wollte das nicht erzählen, etwas hat es aus mir herausgeholt. Vermutlich war ich zu sicher, weil nur noch 5 Minuten bis zum Aufbruch blieben und ich ihn dann länger nicht sehen werde. Hoffe darauf, dass er es vergisst und nicht mehr darauf zurückkommt. Ich wollte es nicht erzählen.

Zukunft ist nicht möglich, solange Vergangenheit und Gegenwart soviel Platz beanspruchen und herrisch ihr Recht verlangen. Ich möchte sie abschneiden, die Fäden, die mich an sie ketten, möchte endlich frei sein und nicht gejagt von Phantombildern. Adam ist auch so ein Phantombild, das ich nicht loswerde. Und qualvoll ist es die Gegenwart von einem Phantombild wie Eva verbaut zu bekommen und wie in einem Spinnennetz zu zappeln. Gibt es Zukunft?

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