Freitag, 15. Februar 2008

Adam und ich im Gespräch über unsere derzeitigen Arbeitsstellen, ein unkompliziertes Reden, jeder hat genügend Fakten und neutrale Begebenheiten zu berichten, es geht um Arbeitszeiten, Kollegen, spezielle Aufgaben, aber nur oberflächlich, weil der andere die Details des eigenen Bereiches ohnehin nicht verstehen muss, Gleitzeiten, Bezahlung, Urlaubstage, Büroumgebung, etc. Doch gleichzeitig geht es um etwas anderes, nicht greifbar, nicht an Worten oder Gesten festzumachen. Ich spüre meine zunehmende Gereiztheit, muss mich darauf konzentrieren, nicht zu explodieren oder Worte wie Harpunen abzufeuern, denn es wäre für ihn unverständlich und für mich völlig unmöglich zu erklären. Ich staune und bin erschrocken, etwas geht hier vor, doch was? Festgenagelt von seinen Worten, unfähig mich zu bewegen oder gar zu befreien. Ich schaffe es gerade noch rechtzeitig mein Gehen halbwegs anständig zu vollziehen und mich freundlich von ihm zu verabschieden. Dann explodiere ich und die Welt zersplittert in 1000 Teile und versinkt.

Adam der mir seine Wichtigkeit demonstriert, er ist perfekt ausgerüstet mit einem "Büro-Handy", wo er Pressemitteilungen auf einer richtigen Tastatur tippen kann, alle Telefonnummern abrufbar hat, lautstellen kann und permanent erreichbar ist. Natürlich klingelt während unseres gemeinsamen Essens im Restaurant immer wieder dieses Ding und hält ihn davon ab, sich wirklich mit dem Jetzt abzugeben, er beteuert wie ihn das alles nervt, und ich weiß genau, er kokettiert mit seiner eigenen Wichtigkeit, genießt es, sie mir gegenüber auszuspielen und weiß gleichzeitig, dass er mich damit nicht beeindrucken kann. Ich sehe wie er sich zunehmend entfernt, aus Trotz oder Angst, weil ich seine Rolle nicht anerkenne bzw. nicht mitspiele. Doch meine Rolle wird von ihm genauso durchkreuzt, meine oberflächliche Gelassenheit kann die Freude darüber, ihn wieder einmal zu sehen nicht völlig verstecken, und ich weiß, dass ich mich ihm damit ausliefere, zu offensichtlich und leicht erkennbar, was er mir bedeutet. Ich schlage ihn damit in die Flucht, obwohl ich genau das nicht will. Ein Neutrum muss ich sein und bleiben, um ihn halten zu können.

Ich rufe
du hörst nur den Spott

du hast Angst
ich seh nur dein Zögern

aneinander vorbei
Sehnsucht nach Nähe

Als sie mich ansprach auf der Straße war ich völlig in Gedanken. Ich hatte sie wirklich nicht gesehen, dabei waren kaum Leute um diese Zeit unterwegs, und sie streifte mich fast. Ja, fast, und genau darin liegt wohl auch unser Problem: Wir stürzen aufeinander zu, um im allerletzten Moment gerade noch die Notbremse zu ziehen und abrupt in den Rückwärtsgang zu schalten. Gerade wenn ich denke, da ist auch von ihrer Seite mehr als oberflächliches Interesse und mich etwas aus meinem Versteck herauswage, vielleicht frage, ob wir zusammen ins Café gehen wollen oder in die Disco, gerade dann weist sie mich kurz und schroff ab. Ich weiß nicht, ob ihr das bewußt ist, ob es Absicht ist oder nur Gedankenlosigkeit, oder reiner Zufall, doch es führt dazu, dass ich zögerlicher und noch zurückhaltender werde, aus der Sorge heraus, ihr zu nahe zu treten. Nein, das stimmt so nicht, so gut bin ich nicht, das wäre gelogen, es ist Selbstschutz und verletzter Stolz, ich bin getroffen und fühle mich beschämt, gedemütigt und weiß doch, dass es das Normalste von der Welt ist, abgewiesen zu werden. Warum missverstehe ich so vieles, bin nicht in der Lage Signale eindeutig zuzuordnen. Das wird mich noch umbringen. Und meine Selbstzweifel wachsen.

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