Freitag, 10. Oktober 2008

Mein Herr
gut dass Sie nicht da sind, ich müsste mich sehr beherrschen, Ihnen nicht das Gesicht zu zerkratzen, Sie Unmensch. Wie konnten Sie zulassen, dass ich Ihnen diese Geschichte mit dem befreundeten Ehepaar meiner Eltern erzähle? Mir dreht sich der Magen um, wenn ich nur daran denke. Wir haben uns diese Woche eindeutig zu oft getroffen, ich war leichtsinnig und nicht auf der Hut. Aber warum haben Sie mich nicht gestoppt? Ich hatte dieses unangenehme Gefühl seiner Berührung und seiner Küsse fast vergessen, aber jetzt durch das Erzählen ist alles wieder lebendig. Besonders dieses Gefühl der Wut und Empörung, dass seine Frau und meine Eltern ihn gewähren ließen, dass sie nicht nachvollziehen konnten, wie schlimm seine Nähe und seine Zärtlichkeiten für mich waren. Ich war ein Kind und er hatte Kinder nunmal gern, nahm sie in den Arm, streichelte und herzte sie. Wie hätte ich mein Erschrecken erklären sollen, wie in Worte fassen, was mich verstummen ließ? Auch jetzt habe ich nur wenige Worte, die für Sie genauso harmlos und unbedeutend klingen werden, den Sturm im Innern können Sie nicht sehen. Es wird mir schwerfallen, Ihnen wieder gegenüberzutreten, denn ganz ausschließen kann ich jetzt nicht mehr, dass Sie wissen! Und dieser Zweifel beschämt mich.

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