Freitag, 18. Juli 2008

Kann ich leugnen, dass ich mich nach Nähe sehne? Dass ich gerne jemanden umarmen möchte? Und doch ist jeder Versuch ein Missverständnis, es treffen sich nur Larven, verzweifeltes Umarmen und Täuschen. Es ist Lüge zu sagen, lass mich in Ruhe, es ist Lüge zu sagen, umarme mich, liebe mich. Nähe und Geborgenheit als Wunschvorstellung, die sich nie erfüllen lässt, weil man sie nicht erträgt. Wie verbrannte Haut, nach Kühlung lechzend und gleichzeitig vor Schmerz aufschreiend bei jeder Berührung. Und keinen Hinweis darauf, warum ist das so? Ich strecke die Arme ins Leere und schreie, wenn du nur einen Schritt näher kommst.

Vincent van Gogh hat nicht so gemalt, weil er krank war, sondern er ist krank geworden, weil er mit seiner Sprache des Malens nicht verstanden wurde. Es ist Folter einem Menschen permanent zu signalisieren, dass seine Sicht der Dinge falsch ist und dementsprechend keine Berechtigung hat. Das was und wie er malte war sein Ich, sein individuell Eigenes, d.h. seine Bilder zurückzuweisen hieß, ihn selbst zurückzuweisen. Ein Mensch in einem fremden Land wird genauso verrückt, wenn sich keiner die Mühe macht zu verstehen, was er sagt. Zurückgeworfen auf sich selbst versinkt man schließlich in Sprachlosigkeit.

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